„Während der Folterungen haben sie unsere Eltern angerufen“

Sinai-peninsula-mapAuf der ägyptischen Sinai-Halbinsel werden Flüchtlinge von kriminellen Banden entführt und gefoltert, um Lösegeld von ihren Verwandten zu erpressen. Tausende Schutzsuchende sind durch die Hölle der Folterlager dort gegangen - viele starben unter den unfassbar brutalen Torturen.

 

" Lieber die Flucht versuchen und an der Grenze erschossen werden als in Eritrea versklavt und gedemütigt zu leben"

Elisabeth und Mariam (Namen geändert!) waren gute Schülerinnen in Eritrea. Ihre älteren Geschwister mussten ihr Abitur in den Militärcamps absolvieren und sind seit Jahren Zwangssoldaten. Am Geschick ihrer Schwestern haben sie gesehen, wie sie beim Militärdienst versklavt und gedemütigt wurden. Sie wollten diesem schlimmen Schicksal in jedem Fall entgehen und niemals Zwangssoldaten werden bzw. sich von der diktatorischen Regierung versklaven lassen.

 

Schnell sterben ist ein Segen...

Deshalb entschlossen sie sich, aus ihrer Heimat zu fliehen, obwohl ihnen bewusst war, dass sie einen schweren Weg vor sich hatten. So hatten sie von vornherein damit gerechnet, dass sie beim Verlassen des Landes von der Grenzüberwachung an der Grenze erschossen werden konnten. Doch sie konnten sich nicht vorstellen, was ihnen dann bevorstand. Es war schlimmer als alles, was sie sich je in Gedanken ausgemalt hatten: „Schnell sterben ist ein Segen gegenüber dem, was man mit uns auf der Sinai-Halbinsel gemacht hat!“ sagen sie immer wieder.

 

Man erpresste unsere Familie um 40.000$ Dollar

Sie erzählen: „Als wir dachten, dass wir endlich die sudanesische Grenze erreicht hätten, wurden wir von Rasheida-Leuten gekidnappt und an Beduinen verkauft, die uns dann in den Sinai verschleppen. Damit begann der schlimmste Horror für uns. Wir wurden Tag und Nacht misshandelt. Sechs Männer schlugen uns abwechselnd, um die Telefonnummern unserer Familien von uns zu erfahren. Irgendwann gaben wir nach und sagten sie den Menschenhändlern.

Wir wurden angekettet und während dessen mit Stöcken geschlagen. Sie ließen heißes Öl auf uns tropfen. Dann verbrannten sie Plastiktüten über uns, das verbrannte Plastik fiel auf unsere Körper, besonders die Kopfhaut haben sie uns damit verbrannt. Wir wurden mit dem Kopf nach unten aufgehängt, bis wir ohnmächtig wurden. Wir wurden mit schweren Gegenstände, mit Schläuchen und mit Elektroschocks misshandelt . Während der Folterungen haben sie unsere Eltern angerufen, sie mussten unsere Schreie am Telefon mit anhören.

Unsere Familien sollten Lösegeld für uns bezahlen, 40.000 US-Dollar pro Person. Aber sie konnten natürlich eine solche Summe so schnell nicht aufbringen!

 

Trotz Bezahlung der geforderten Summe die Misshandlungen nicht überlebt

Jeder Gefangene sollte und musste mit ansehen, wie unbarmherzig und barbarisch die Beduinen mit den Flüchtlingen umgingen. Nur in wenigen Fällen konnten die Familien der Gekidnappten das Geld schnell bezahlen und die Angehörigen kamen dann frei. Für manch andere wurde zwar das Geld bezahlt, aber die Gefangenen haben die Misshandlungen nicht überlebt!

 

Mit Drogen zum Schweigen gebracht

Wir Frauen, alle zwischen 16 und 25 wurden auf schrecklicher Art und Weise missbraucht. Unsere Schreie wurden uns aber auch oft zum Verhängnis, da man uns deswegen mit Drogen stumm gemacht hat. Von einer Gruppe, welche aus 26 Personen bestand, haben nur 5 Personen überlebt. Wir haben jeden Tag gebetet, die nächsten Toten zu sein. Aber irgendwie haben unsere Körper all die unsäglichen Grausamkeiten durchgehalten.

 

Aus der Gefangenschaft der Erpresser freigekauft

Knapp 9 Monaten dauerte unsere Gefangenschaft in den Händen der Folter-Beduinen. Unsere Kopfhaut war teilweise mit Plastik und heißem Öl verbrannt und dementsprechend schmerzhaft und glatt. Wir konnten weder eine Mütze aufsetzen noch ein Tuch drauflegen. Weil wir über all die Monate in Ketten gelegen hatten, waren die Füße bis auf die Knochen entzündet. Die Haut und das Fleisch waren verfault, man hat die Knochen gesehen.

Unsere Freiheit erlangten wir, nachdem die Folter-Beduinen Geld bekommen hatten, wir wurden freigekauft. Auf verschlungenen Wegen und Dank der Hilfe (nicht nur finanzieller Art!) von vielen Menschen kamen wir in Freiheit und wurden nach Kairo/Ägypten gebracht.

 

Wir durften die erste menschliche Hilfe erfahren

Dort erfuhren wir die erste menschliche Hilfe vom Internationalen Rote Kreuz. Das Rote Kreuz brachte uns ins Krankenhaus zur Notversorgung unserer Folterverletzungen, und zur Kräftigung unserer geschundener Körper bekamen wir die ersten Infusionen.

Kurze Zeit später bekamen wir dort auch die Möglichkeit, mit unseren Verwandten in Deutschland, Kanada und Australien direkten telefonischen Kontakt aufzunehmen.

Wir hörten dort auch den Namen Pro Asyl zum ersten Mal. Wir erfuhren, dass Pro Asyl sich darum bemühte, uns nach Deutschland zu holen. Wir bekamen neue Hoffnung zum Leben! Wir telefonierten so oft es ging mit unseren Verwandten und deren Bekannten in Deutschland. Aber wir mussten warten, es dauerte und dauerte. Als wir fast die Hoffnung aufgegeben hatten, hieß es schließlich doch noch, dass wir doch nach Deutschland einreisen dürfen.

Nach einem Jahr Warten wurde uns die Einreiseerlaubnis nach Deutschland erteilt. Wir sind nun in Deutschland und versuchen, wieder zu leben...

Wir danken allen, die uns diesen neuen Weg in ein neues Leben ermöglicht haben, insbesondere der Organisation Pro Asyl , dem Verein Initiative gegen Tod im Mittelmeer und deren Unterstützer.


buttonSPENDENAUFRUF

Die beiden jungen Frauen sind immer noch auf Hilfe angewiesen, genauso aber auch ihre Familien, die sich weit über ihre Möglichkeiten hinaus verschuldet haben, um ihren Töchtern zu helfen.

Darum sind Spenden dringend erforderlich und erbeten!!!    help

 

Initiative Verein gegen "Tod im Mittelmeer 2009 e.V". - Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge
Sparkasse KölnBonn, (BLZ 37050198)
Konto-Nr. 1931903858
IBAN: DE79 37050198 1931903858
BIC: COLSDE 33
Kennwort: Elisabeth und Mariam

 

Informationen zum Kidnapping von Flüchtlingen auf dem Sinai:

Folterkammer Sinai (15.03.2013)

Flüchtlinge im Sinai: Opfer von Sklaverei, Lösegelderpressung und Organentnahme (28.01.2013)

 

 

 

 

 

 

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